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Bakterienstämme machen sich gegenseitig ihren Platz streitig

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Durch den Bestseller „Darm mit Charme“ von Giulia Enders dürfen wir alle mal hinten reinschauen. Zumindest gedanklich. Und das lohnt sich. Denn da sitzt ein Geheimnis, das gelüftet werden will (nicht wörtlich nehmen!).

Das Hirn sitzt im Bauch
Der menschliche Körper baut sich aus Billionen von Zellen auf. Das ist eine unvorstellbare Menge. Doch was der 8 m lange Verdauungsschlauch namens Darm mit seiner Gesamtoberfläche von 450 m2 (aufgrund des zotteligen Aufbaus) an Bakterien beherbergt, ist noch beeindruckender: Hauptsächlich kurz vor dem Ausgang leben ca. zehnmal (!) so viele Bakterien, wie der Körper Zellen hat. Mit einer Masse von knapp 2 kg. Sie sind also klar in der Überzahl und haben einen mächtigen Einfluss auf unser Leben. Denn es gilt als gesichert, dass unser Bauch-„Hirn“ aktiver ist als bislang vermutet und es unsere grauen Zellen in den Schatten stellt: Botenstoffe wie z. B. das Glückshormon Serotonin werden hauptsächlich mithilfe des Darms gebildet. Das Glück sitzt also auf Bauchnabelhöhe. Dort, wo es oftmals vom engen Hosenbund abgeschnürt wird. Ist das der Grund, warum viele Menschen sich nicht glücklich fühlen? Weil es dort an der Glücksbotenstoffhauptzentrale drückt? Oder bedrückt uns das Gewicht auf der Waage, die unter zu hoher Last zur Belastung wird? Auch hier spielt der Darm eine Hauptrolle …

Hyperaktive Darmflora
Die Billionen von Bakterien sind hungrig und werden von uns gefüttert. Je nachdem, wie sie gefüttert werden, entwickeln sich verschiedene Bakterienstämme unterschiedlich. Es gibt vier Bakterienstämme, von denen zwei besonders gewichtig sind. Wortwörtlich. Da sind die Bacteroidetes-Stämme und die Firmicuten. Letztere fahren völlig auf Kohlenhydrate ab. Und zwar auf die unverdaulichen, die Ballaststoffe, die ja eigentlich durchrutschen und somit zwar die Darmwand massieren und den Müll mit rausnehmen, aber eben nicht als Energielieferant dienen sollen. Wenn da nicht die Firmicuten wären, die sich über die Ballaststoffe hermachen, daraus Energie, also Zusatzkalorien gewinnen, um uns dann diesen zusätzlichen Kalorienballast an die Hüfte zu packen. Dieses Plus muss nicht viel ausmachen. Doch wenn ein „guter Futterverwerter“ aufgrund der höheren Firmicutenpopulation nur täglich 50 Extrakalorien aus dem Essen herauskitzelt, summiert sich das auf 18.000 Kalorien pro Jahr. Oder umgerechnet auf über 2,5 kg Fettplus – ohne auch nur eine einzige Kalorie mehr gegessen zu haben.

Politik im Darm

Die beiden Bakterienstämme machen sich gegenseitig ihren Platz streitig. Ganz verdrängen wollen sie einander zwar nicht, aber es geht um die Vorherrschaft. Das ist wie Politik im Dunkeln. Und täglich „wählen“ wir, wer gewinnt. Denn: Wenn die Firmicuten permanent ihr Lieblingsfutter (= Kohlenhydrate) erhalten, behalten sie auch die Mehrzahl der „Sitze“ im Parlament und damit die Regierungsfähigkeit. Die Bacteroidetes dagegen sitzen in der Opposition und schauen, dass die „Regierung“ die Macht nicht völlig an sich reißt. Kohlenhydratreduzierte Ernährung hilft demnach, den Firmicuten etwas den Nährboden zu entziehen, was sie durchaus dezimiert und den Bakteroidetes mehr Platz verschafft. Denn mit der Reduktion der Kohlenhydrate reduziert sich die Anzahl der „Regierungsmitglieder“...

http://www.ich-bin-dann-mal-schlank.de/2014/07/licht-im-dunkeln-oder-der-darm-macht-dick-oder-schick/

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