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Wie gefährlich kann ein Erdbeerkompott sein?

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Xiaoguins Bohnen – und einige Milligramm Omethoat – reisen tiefgefroren in einem Container auf einem Frachtschiff um die halbe Welt, bis sie im Hamburger Hafen ankommen. Ein Lebensmittelkontrolleur wird höchstens die Einfuhrpapiere überprüfen. „Nur bei Fleisch, Fisch und anderen Tierprodukten müssen wir die Dokumente durchsehen, und bei einem bestimmten Prozentsatz nehmen wir die Ware selbst genauer in Augenschein“, berichtet Bettina Gerulat, die Leiterin des Hamburger Veterinär- und Einfuhramts. Das funktioniert meist so: Ein Kontrolleur begutachtet das Fleisch und den Fisch und kostet auch davon. Riecht oder schmeckt die Probe schlecht, wird sie ins Labor geschickt. Oder der Computer zeigt an, dass eine zufällige Stichprobe fällig ist.

Bei allen anderen Produkten wie Obst und Gemüse existieren keine konkreten Kontrollvorschriften. Folglich wird kein einziges Labor je feststellen, wie viel von welchen Pestiziden in Xiaoguins Bohnen stecken. Der Grund für die ausbleibenden Kontrollen: Die Kosten für alle importierten Nahrungsmittel wären gigantisch.

Wenn Organisationen wie Greenpeace diese Aufgabe übernehmen, rechnen sie mit Kosten von 240 Euro für jede einzelne Probe. Die Verbraucher wissen oft nicht, dass viele Waren aus China importiert werden. Der Verein Foodwatch fordert deshalb den Aufdruck „Made in China“ zum Beispiel für Apfelsäfte, die aus chinesischen Früchten hergestellt werden – 80 Millionen Liter waren das 2013.....

http://wissen.de.msn.com/mensch/lebensmittel-aus-china-kann-dieser-apfel-mich-vergiften

Ein Krankenhaus in Xi’an, einer Millionen-Metropole im Herzen Chinas: In Jiang Weisuos Oberkörper klaffen zwei tiefe Wunden, zugefügt mit einem Messer. Die Ärzte können den 44-Jährigen nicht mehr retten, er verblutet. Seine Frau soll ihn erstochen haben. Doch die Öffentlichkeit äußert Zweifel an den Aussagen der Polizisten: Weisuo ist kein Unbekannter. Er ist der erste Whistleblower der chinesischen Industrie. 2008 deckte er den Milchpulver-Skandal auf, durch den 300.000 Kleinkinder erkrankten und der mindestens sechs von ihnen das Leben kostete. Weisuo war Manager einer Produktionsfirma und verriet, dass dem Milchpulver Melamin beigemischt wurde, um den Proteingehalt künstlich zu erhöhen.

Schwermetalle im Reis (© Bild: dpa Picture Alliance)

Die Chemikalie wird eigentlich zur Herstellung von Plastik und Klebstoffen verwendet und ist hochgiftig. In China war dieser Fall aber nur die Spitze des Eisbergs – ein Lebensmittelskandal folgt hier dem anderen: Im Reis werden die Schwermetalle Cadmium und Blei entdeckt, Obst und Gemüse enthalten Pestizid-Rückstände, Schweinefleisch wird eingefärbt und als Rindfleisch angeboten, Erde wird als schwarzer Pfeffer verkauft, Klöße und Brötchen sind mit Aluminium belastet, Honig enthält genveränderte Pollen, benutztes Speiseöl aus Restaurants wird aus dem Abfluss abgezapft und „recycelt“, im Hähnchenfleisch finden sich krebserregende Antibiotika und so weiter.

Mittlerweile misstrauen 70 Prozent der chinesischen Bevölkerung den eigenen Produkten, so eine Umfrage der Qinghua-Universität in Peking.

Wie viel Land in China ist so kontaminiert, dass es zur Sperrzone wird?

Letzteres stammt höchstwahrscheinlich von den verseuchten Äckern. 33.000 Quadratkilometer chinesisches Land sind sogar so stark kontaminiert, dass es verboten ist, diese Fläche für die Landwirtschaft zu nutzen – das entspricht einem Viertel der deutschen Ackerfläche. „Die Lage wird sich noch verschlechtern“, verkündet Cheng Wang, Bio-Bauer aus dem Dorf Anlong. „Die Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung nimmt ständig zu. Und all diese Probleme werden zu Nahrungsmittel-Problemen.“ Wang weiß aber auch, dass nicht nur die Behörden und der Handel Schuld tragen: „Einige Bauern besprühen ihr Gemüse exzessiv mit Pestiziden, und die Menschen kaufen dieses, weil es schön aussieht. Ironischerweise ist das hässliche Gemüse meist das unbelastete, weil es ökologisch produziert wurde.“ Kritiker beobachten eine weitere Tendenz: Die Menschen wollen möglichst wenig für ihr Essen zahlen. Im Jahr 1925 wurden in Deutschland 47 Prozent der Haushaltsausgaben für Nahrungsmittel verwendet, so eine Studie des Statistischen Bundesamts. 2013 waren es nur noch elf Prozent. Doch billiges Essen kann gesundheitsschädlich sein.

Niedrige Preise sind aber Chinas Spezialgebiet, wie ein einfacher Vergleich zeigt: Deutsche Erdbeeren aus biologischem Anbau können um die 13 Euro pro Kilo kosten, spanische Erdbeeren um die vier Euro und tiefgefrorene Erdbeeren aus dem Reich der Mitte etwa 1,10 Euro (für Großeinkäufer wie einen Marmeladenhersteller sogar nur 0,60 Euro). Die Chinesen selbst zahlen, wenn sie es sich leisten können, lieber mehr, weil sie ihren eigenen Waren nicht trauen. Denn während sie billige Lebensmittel exportieren, importieren sie hochwertiges Essen aus dem Ausland. In China ist beispielsweise das deutsche Milchpulver besonders begehrt. So gehen die Chinesen sicher, dass sie ihre Kinder nicht mit Industrie-Chemikalien ernähren.

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