Der Koi und das Brötchen
Wieder einmal eine klassische, einfache, sofort verständliche Erklärung für die lebensgefährliche Falle, die uns jeder Bäcker stellt. Jeden Tag. Eine Falle, in welche auch ich Jahrzehnte hineingefallen bin. Jeden Tag. Mit großem Vergnügen.
Wie das Fallen nun einmal so an sich haben.
Schreibt mir ein Koi-Liebhaber. Über das Lieblingsessen seiner Fische: Das Brötchen. Ist aber schlau genug, das ganze gleich zu erläutern:
„Ein Koi sucht immer Futter mit der höchsten Energiedichte, deshalb stürzen die sich wie die Wilden auf ein Brötchen. Das wird von Unwissenden falsch verstanden, da angenommen wird, das mögen die sehr.
In Wirklichkeit ist in dem Ding, dem Brötchen, einfach nichts drin, weshalb die Koi natürlich versuchen, möglichst viel davon zu bekommen. Sieht ganz lustig aus, ist es aber eigentlich nicht.
Soviel zu den Kohlenhydraten bei Mensch und Tier“
„Sieht ganz lustig aus“. Gehen Sie mal in eine Bäckerei. Sieht ganz lustig aus. Stimmt. Gucken Sie sich mal das typische Hotelfrühstück an. Sieht ganz lustig aus. Stimmt. Brotzeit bei uns ihn Bayern. Oder die Knödel auf dem Teller.
Für die Koi Futter mit höchster Energiedichte. Aber eben leer. Ohne Vitalstoffe. Das ahnt deren Körper. Und drum will er mehr und mehr und mehr….
Erkennen Sie sich wieder?
http://www.strunz.com/de/news/der-koi-und-das-broetchen.html
Unser Ozean
Delikates Thema. Ein vorsichtiger Versuch. Bitte nehmen Sie´s mir nicht übel, wenn ich dabei Ihr Seelchen treffen sollte. Ich will Ihnen wirklich nur Gutes.
Dies vorausgeschickt: Schwimmt ein Fisch im Ozean. Neugierig. Frägt herum, frägt jeden Fisch, dem er begegnet: „Du, kannst Du mir sagen, wo hier das Meer ist?“
Für Ozean, für Meer könnten Sie ja nur probehalber das Wort „Gott“ einsetzen. Wenn Sie das kurz durchdacht haben, brauchen Sie sie nicht mehr, all die klugen Philosophen. Wohl auch nicht mehr die Religionslehrer. Es genügt ja, einmal verstanden zu haben.
Und wir fragen doch tatsächlich: Wo ist Gott? Beispielshalber nach jeder Flugzeugkatastrophe. Berührt mich immer so seltsam: Wenn Sie gerade glücklich heiraten, wenn Ihr Kind Ihnen fröhlich in die Arme springt, wenn Sie glücklich auf der Terrasse in der Sonne sitzen… fragen Sie dann auch: „Wo ist Gott?“ Nö. Tun Sie nicht. Seltsam.
Das sollte nur die Einleitung sein. Tatsächlich möchte ich über Glück sprechen. Also los: Statt Ozean, statt Meer einfach „Glück“ einsetzen. Und dann wissen Sie, weshalb ich in meiner Praxis sooft laut werde. Nimmt übrigens zu, dieser für Sie erschreckende Zustand. Wenn ich Sie anbrülle. Sind Sie von einem Arzt nicht gewohnt. Ich weiß.
Wenn Sie nämlich über Leid klagen, über das Unglück Ihres Lebens, und ich Sie gar nicht sanft darauf aufmerksam machen darf, dass Sie ja wohl zwei Beine haben, oder? Und zwei Arme haben, oder? Und zwei Augen haben, oder? Andere haben das nicht. Andere sitzen im Rollstuhl. Sind blind. Haben Schmerzen, dass sie kaum schnaufen können. Ohne Unterlass.
Und Sie mit Ihrem Blähbauch, mit Ihrer gelegentlichen Migräne, mit Ihrem Rheuma erzählen mir etwas von Leid? Wissen Sie wirklich nicht, dass Sie im Glück buchstäblich schwimmen? So wie der Fisch im Ozean?
Vielleicht vertragen Sie meinen persönlichen Senf zu dem Thema: Ich bin glücklich. Ich schwimme im Glück. Ich habe das Bild verstanden. Wissen Sie, was mein Glück ist?
Den ganzen Tag, in diesem Moment, unaufhörlich freue ich mich auf heute Abend. Wenn ich mich im Bett auf die Seite drehen… darf. Meine natürliche Schlafstellung, wohl auch Ihre. Sie wissen ja gar nicht, was Sie für ein Glück haben!
Hatte man mir verboten. Monatelang. Ich durfte nur auf dem Rücken. Und dann, einzementiert in ein Korsett hieß es: Und jetzt das ganze Leben. Nur auf dem Rücken. Nie auf der Seite. Nie aufstehen. Nie mehr duschen, nie auf die Toilette…. hat mir ein deutscher 65-jähriger Ordinarius verkündet. Verknüpft mit dem ungeheuerlichen Wort „stringent“. Also unbedingt. Hat er dreimal wiederholt.
Verstehen Sie, was Glück sein kann? Heute Abend auf der Seite liegen zu…. dürfen. Ich schwimme im Glück.